Zertifizierte Streuobstbaumpflege

So erhalten und pflegen wir den traditionellen Obstbau

Neupflanzung und Pflege von Streuobstwiesen

Beim Streuobstanbau stehen hochstämmige Bäume in großem Abstand zueinander verstreut auf der Wiese. Ökologisch besonders wertvoll sind Streuobstwiesen mit unterschiedlich alten Baumbeständen und möglichst vielen unterschiedlichen Gattungen und Sorten. Streuobstgehölze können - je nach Gattung und Sorte - mehrere hundert Jahre alt werden. Umso wichtiger ist es, gleich bei der Pflanzung (Pflanzschnitt) die Grundlage für das zukünftige Gerüst zu schaffen und dies in den folgenden Jahren mit dem Erziehungsschnitt konsequent zu pflegen. Insgesamt gibt es bei der Neuanlage und Pflege von Streuobstbäumen einige Besonderheiten zu beachten. Hier ein paar Beispiele für Pflegemaßnahmen an 30-50 Jahre alten Obstbäumen:

Sanierungsschnitt am Rheinischen Bohnapfel (ca. 50 Jahre alt)

Dieser alte Rheinische Bohnapfel hat über die letzten Jahrzehnte wenig Zuwendung erfahren. Er ist standfest und gesund, zeigt aber wenig Vitalität. Das Gerüst ist nahezu verschwunden, die Krone dicht gewachsen, mit zahlreichen Überbauungen der Gerüstäste. So gelangen weder Licht noch Luft ins Innere der Baumkrone. Da wir bei der Baumpflege jährlich nur rund 30 % der Laubmasse entfernen, ist das ein Projekt, das uns über die nächsten Jahre beschäftigen wird. Wert ist es die Arbeit aber allemal: Der Bohnapfel kann sehr alt werden. Er gilt als eine der besten Apfelsorten für die Herstellung von Most/Saft und Bränden. Überlicherweise ist sein Ertrag hoch, wenn er auch stark zu Alternanz neigt.

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Sanierungsschnitt am Freiherr von Berlepsch (ca. 40 Jahre alt)

Unser Roter Berlepsch gehört zu den besten Tafeläpfeln und den Apfelsorten mit dem höchsten Vitamin-C Gehalt. Sein Aroma wird als edel-aromatisch beschrieben und hält sich monatelang in der Frucht. Leider ist auch dieser 1984 gepflanzte Baum selten gepflegt worden. Einzelne Gerüstäste sind schon vor Jahren bei der Mahd abhanden gekommen. Traurig. Aber dieser 40-jährige Berlepsch zeigt sich vital und gesund. Seine Jahrestriebe sind ideal ausgeprägt und die Ernten der letzten Jahre waren stets hoch. Wichtig bei älteren Bäumen: sie von oben öffnen. 70 % der Schnittmaßnahmen richten sich also auf das oberste Drittel des Baumes. Die Spitze wird wieder also solche definiert. Überbauungen werden entfernt um das Gerüst bestmöglich zu erhalten. Damit der Baum dabei nicht geschwächt wird, werden nicht alle Schnittmaßnahmen auf einmal durchgeführt. 

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Sanierungsschnitt am Gravensteiner (ca. 35 Jahre alt)

Der Gravensteiner besticht durch sein hervorragendes Aroma als Tafelapfel und Brennsorte. Seine Früchte duften herrlich und zählen zu unseren Lieblingssorten. Allerdings schießt der sehr startwüchsige Baum ohne Schnitt samt seiner Gerüstäste steil nach oben, was zu konkurrierenden Spitzen und Schwierigkeiten bei der Ernte führen kann. Noch dazu reifen die Früchte nicht alle gleichzeitig, sodass das Ernten in einem zu engen Baum herausfordernd ist. 1989 wurde der Baum gepflanzt und zeigt mit 35 Jahren den sortentypischen aufrechten Wuchs. Leider suchen wir ein kreuzgegenständiges Gerüst hier vergebens. Auch wird die starke Überbauung nach und nach zum Absterben der unteren Gerüstäste führen. Am Ende kann die Leiter dann nicht lang genug sein, um den Gravensteiner zu ernten. In der Krone finden sich gleich mehrere Anwärter, um die Führungsrolle als Spitze zu übernehmen. Hier schaffen wir mit der 7 Meter Stangensäge Entlastung. Unsere Schnitte sind sorgfältig - es werden nur Äste mit einem Durchmesser von weniger als 10 cm entfernt. Fehlt ein Zugast, um die Schnittwunde zu schließen, verschieben wir den Schnitt auf die nächsten Jahre. Von oben nach unten öffnen wir den Baum und versuchen, eine stabile Struktur für die kommenden Jahre freizulegen. Am Ende haben wir rund 40 % der Blattmasse entfernt - das war nötig.

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Schnittmaßnahmen am Berlepsch (ca. 40 Jahre alt)

Schnitt unserer 1988 gepflanzten Berlepsch-Apfelbäume:

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Regenerierung (Aufwecken) der Goldparmäne (ca. 40 Jahre alt)

Die aus England eingeführte Goldparmäne (Tafelapfel) bietet einen nussartig süßen Geschmack. Mit einem kräftigen Verjüngungsschnitt wecken wir diesen 1988 gepflanzten, aber sehr kompakt gebliebenen Apfelbaum wieder auf. Die Goldparmäne neigt tatsächlich dazu, ohne regelmäßigen Schnitt "einzuschlafen" - zu vergreisen. Den südlastigen Wuchs des Baums gleichen wir nach Möglichkeit aus. Dabei entfernen wir auch die Überbauungen im oberen Drittel und lichten ihn bewusst stark in der Krone. In der Hoffnung, dass sich die sonst hohen Erträge bald wieder einstellen.

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Erneuerungsschnitt am Jonagold (ca. 40 Jahre alt)

Der in den USA aus Golden Delicious und Jonathan gezüchtete Jonagold gehört zu den sechs am häufigsten angebauten Apfelsorten weltweit. Der Gehalt an Zucker und Säuren ist bei diesem Tafelapfel mittel bis hoch. Sein Geschmack ist süßfruchtig-feinsäuerlich. Jonagold ist sehr gut lagerfähig und kaum durch Windfall gefährdet. Bevor die eigentlichen Gerüstäste dieses 1989 gepflanzten Baumes durch die starken Äste darüber verkahlen und kein Obst mehr tragen, nehmen wir einen kräftigen Rückschnitt der Überbauungen im oberen Bereich vor und legen die zukünftige Spitze bewusst mit einem Nordast an. Dieser wird sich bald gen Süden richten. Licht und Luft werden an den Gerüstästen deutlich zum Wachstum führen. Mit den sich bildenden oberseitigen Trieben legen wir in zukünftigen Jahren wieder ein aufrechter strebendes Gerüst an.

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Erneuerungsmaßnahmen an der Landsberger Renette (ca. 40 Jahre alt)

Diese beiden Tafel- und Wirtschaftsäpfel wurden 1988 gepflanzt. Ihr Wuchs ist in den ersten Jahren üblicherweise recht stark und aufrecht. Erst das Gewicht des Obstes lässt die nach oben strebenden Äste wieder flacher werden. Trotzdem ist ein regelmäßiger Auslichtungsschnitt erforderlich. Apfelbäume tragen zu lassen, ist ohnehin die beste Wuchsbremse. Das gilt eigentlich für alle Obstgattungen und -sorten. Das feine, süß-säuerliche Aroma der Landsberger Renette ist erfrischend und durch seine Wachsschicht ist der Apfel gut lagerfähig. Daher ist die Landsberger Renette sehr beliebt auf unseren Streuobstwiesen. 

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Sanierungsschnitt an der Grauen Herbstrenette (ca. 46 Jahre alt)

Diese 1984 gepflanzte Graue Herbstrenette ist besonders in Westfalen weit verbreitet. Der Baum neigt zu starkem bis sehr starkem Wuchs und bildet oftmals stark verzweigte, breite Kronen aus. Der weinsäuerliche Geschmack macht diesen Tafelapfel für die Küche und zur Saftherstellung attraktiv. Wir legen Leitergassen frei und entfernen zu steil aufragendes Holz. Das außen anliegende, flache Fruchtholz wird bestmöglich erhalten.

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Sanierungsschnitt an der Vereinsdechantsbirne (ca. 40 Jahre alt)

Die edelste Novemberbirne und Spitzentafelsorte: Unsere 1988 gepflanzte Vereinsdechantsbirne besticht durch ihre käftige Süße, das vollschmelzende Fruchtfleisch, die ungeheure Saftigkeit und eine köstliche Würze. Um so wichtiger ist es also, diesen Birnenbaum im oberen Bereich von seinen diversen Leitastserien zu befreien. Wie bei Birnen üblich, ist ihr Wuchs schräg und steil aufragend, mit hoch-pyramidaler Kronenform.

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Sanierungsschnitt an der Deutschen Hauszwetsche (ca. 36 Jahre alt)

Die Deutsche Hauszwetsche ist für ihren süßsäuerlichen und würzigen Geschmack bekannt. Gerade für Brände eignet sich diese Sorte hervorragend. Diese 1991 gepflanzte Zwetschge reckt sich steil gen Himmel. Mehrere konkurrierende Spitzen, fast gerade aufrecht ragende Äste, machen es inzwischen unmöglich, das Obst zu ernten. Mutig nehmen wir die Überbauungen heraus, erhalten eher die nordwärts geneigte Spitze und verschaffen dem eigentlichen Gerüst so reichlich Luft, Licht und Stabilität für die nächsten Jahrzehnte.

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Erneuerung und Entlastung an der Mirabelle von Nancy (ca. 50 Jahre alt)

Die edelste aller Mirabellensorten: Unsere rund 50 Jahre alte Mirabelle von Nancy zeigt bereits deutliche Alterungserscheinungen. Unser Hauptaugenmerk gilt dem Entfernen von dürren Ästen und dem Erhalt eines möglichst stabilen Gerüstes. Dabei fällt bereits jede Menge Totholz an. In den Folgejahren werden die langen Gerüstäste nach und nach in der Länge zurückgenommen und somit entlastet. 

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Sanierungsschnitt an Boscs Flaschenbirne (ca. 30 Jahre alt)

Die vermutlich aus Frankreich oder Belgien stammende Boscs Flaschenbirne ist eine Spitzentafelsorte. Die großfruchtigen Birnen mit weißgelblichem Fruchtfleisch sind sehr saftig süß und mildsäuerlich. Das sonst typische steile Gerüst mit geringer Verzweigung zeigt sich bei diesem 1995 gepflanzten Baum kaum. Dafür ist die sehr kompakt gebliebene Birne auf ihren rund 4,5 Metern Höhe bereits mit mehreren Leitastserien ausgestattet. Anstelle der sortentypischen pyramidalen Krone erscheint er fast kugelförmig. Bevor die Struktur verloren geht und sich der Fruchtbehang mit den meistgeförderten, oberen Astreihen immer weiter nach oben verlagert, nehmen wir zu stark gewordenes Fruchtholz heraus und verschaffen dem ursprünglichen Gerüst wieder Licht und Luft. 

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Nacherziehung und Sanierung an der Guten Luise (ca. 30 Jahre alt)

Wer die Gute Luise schon einmal gekostet hat, vergisst diese Birnensorte nicht mehr. Gerade der harmonische, süßsäuerliche Geschmack dieser sehr saftigen und vollschmelzenden Frucht macht sie zu einer Spitzentafelsorte. Unsere 1995 gepflanzte Gute Luise braucht jedoch Zuwendung: viele eifrige Äste konkurrieren um die Spitzenposition. Hier nehmen wir Konkurrenten und zu steile Triebe der letzten Jahre heraus. Holz, das vom Gerüst ins Bauminnere gerichtet ist, entfernen wir ebenfalls. Zu starkes Fruchtholz am Mittelleitast muss weichen. Der stärkste Gerüstast wird schlank geschnitten. Weitere Schnitte verschieben wir auf Folgejahre.

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Sanierungsschnitt an der Guten Luise (ca. 35 Jahre alt)

Bereits drei Astserien übereinander mit zum Teil vertikalem Wuchs: Von oben nach unten entfernen wir zu starke Fruchtäste, die das eigentliche Gerüst überbauen. Die bei Birnen typische Dominanz der Mitte bauen wir durch Ableiten auf einen recht starken und steilen Fruchtast zurück - unsere neue Mitte. Die Anzahl der gleichstarken Gerüst und Fruchtäste wird reduziert. 3-5 Gerüstäste sind ausreichend. Hier werden wir durch regelmäßigen Nachschnitt Vitalität, Struktur und Ernte verbessern.

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